Ein kurzer Blick in die Chronik...

 

 

Durch den ländlichen Charakter unseres Ortes und das Fehlen von Industrie, war es in den vergangenen Jahrhunderten vielen Großbodunger Bürgern nicht immer möglich ihren Lebensunterhalt ganzjährig, hier im Bodetal, aufrecht zu erhalten. Deshalb zogen es besonders junge Leute, die ihre handwerkliche Ausbildung beendet hatten vor, der Heimat den Rücken zu kehren und das Gesicht der großen, weiten Welt zu ergründen. Meist fanden Sie in Westfalen und dem Rheinland entsprechend ihres Berufes Arbeit und Brot.

 

So erging es im 19. Jahrhundert auch dem jungen Tischlergesellen Christian August Nicolai. Er ging auf Wanderschaft und kam ins Rheinland. Hier lernte er die Sitten und Gebräuche der Rheinländer gründlich kennen und war begeistert von dem würzigen Humor, den sie zu Tage brachten. Die pure Faszination, die das närrische Treiben in ihm weckte, bewegte ihn dazu, auch in unserer Gemeinde den Karneval zu etablieren. Jedoch fiel es ihm anfangs schwer dieses Vorhaben zu realisieren, da  der Karneval in unserer Gegend keine Tradition hatte. So versuchte er seine Schützenbrüder von seiner Idee  zu überzeugen. Zustimmung erhielt er jedoch nur von seinen jüngeren Vereinsmitgliedern. Keiner außer ihm kannte den Fasching. Alles stützte sich auf seine Beschreibungen.

Mit einer nächtlichen Schlittenfahrt zum Wirtshaus "Zum Zoll" war der Grundstein für den Großdunger Carvenal gelegt. Gleich die ersten Veranstaltungen waren erfolgreich.

 

Der erste Karneval der damaligen Zeit galt als Sensation und wurde bald in ganz Thüringen bekannt. Ganz besonders zu erwähnen ist hier der Karneval von 1937. In diesem Jahr war ein Großteil der Einwohner von Großbodungen erwerbslos. Trotz dieser allgemeinen Krise brachten sie es mit Opfermut und Hingabe fertig, einen Karneval mit großem Umzug ins Leben zu rufen. Es mussten sogar Sonderzüge aus Herzberg und Nordhausen eingesetzt werden, um die Fülle der Besucher nach Großbodungen zu bringen. Auf einem 8-Millimeter-Film wurde das Spektakel festgehalten. Dies war der letzte große Umzug vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegenteil zu heute trugen alle Teilnehmer Masken. Diese durften erst nach Mitternacht abgesetzt werden. Die Wagen, die damals noch mit Tannengrün geschmückt waren, wurden von Kühen gezogen. Nur Prinz Carneval, der damals noch ohne Prinzessin war, ritt auf einem Pferd. Der Karneval war sehr militärisch und von Männern dominiert.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte man den so geliebten Brauch wieder zu beleben und veranstaltete schon 1946  die ersten Fastnächte. So hatter der Verein der "Heimatfreunde" sich hauptsächlich für das Überleben und die Weiterentwicklung des närrischen Gedankenguts eingesetzt. Nun schlug auch die Stunde der Frauen, die sich durch den Krieg emanzipiert hatten und so trugen auch sie aktiv zum närrischen Treiben bei. Prinz Carneval (Eduard Schafe) musste nun beim Umzug 1953 nicht mehr allein reiten, sondern winkte mit seiner Prinzessin (Erna Kunze) den Menschen von einem Wagen (der von vier Pferden gezogen wurde) zu. Traditionell wird am 11.11 um 11:11 Uhr jedes Jahr die fünfte Jahreszeit feierlich eröffnet. Der Marktflecken Großbodungen wird seit dieser Zeit (zu Ehren des Begründers unserers Karnevals) in  "Christianshausen" umbenannt.

 

Zum 100-jährigen Karneval 1980  wurde so richtig auf die Pauke gehauen. Nach langer Zeit wurde wieder ein großer Umzug veranstaltet. Seit deisem Augenblick wird alle 5 Jahre ein solcher "Großer Festumzug" durchgeführt. Zu diesem Anlass wird dann ein neues Prinzenpaar proklamiert, das für 5 Jahre im Amt bleibt.

 

Auf die nunmehr über 140-jährige Tradition schaut man natürlich mit Stolz zurück. Zu Ehren des Gründers Christian August Nicolai weihte 2009 das damals amtierende Prinzenpaar (Wofgang I und Angela I) im Beisein vieler Karnevalisten und Bürger von Großbodungen den Platz vor dem Geburtsthaus in der Bahnhofstraße in den "Nicolaiplatz" um und errichtete eine Gedenktafel am Geburtshaus des Tischlergesellen.

 

Der Großbodunger Carneval kann als Vorreiter des närrischen Treibens hier in Nordthüringen bezeichnet werden. Mit seinen mehr als 140 Jahren zählt der Großbodunger Carneval Club zu den ältesten Karnevalvereinen in Thüringen.